Ich bin nicht gay ich bin straight berlin
Ich bin nicht schwul. Ich bin aber auch nicht hetero. Peter ist mit einer Frau verheiratet, lebt monogam, die gemeinsame Tochter ist 17 Jahre alt. Er sei glücklich, könne zu seiner Bisexualität stehen und schere sich nicht darum, was andere über ihn denken.
Ich bin nicht gay, ich bin straight: outing für heteros?
Leicht war es für Peter trotzdem nicht. Manchen war er nicht "queer" genug. Die haben gesagt, es sei total eklig, was ich da mit Frauen mache. Patrick hingegen hatte mit Homosexuellen nie Probleme. In seiner Schulzeit wurde er vor allem als "Schwuchtel" beschimpft - das war noch vor seinem Outing.
Seitdem er offen mit seiner Sexualität umgeht, hat er den Eindruck, dass sich vor allem augenscheinlich heterosexuelle Männer häufig von ihm distanzieren. Auch Patrick ist bisexuell. Genau wie Peter lebt er mit einer Frau und dem gemeinsamen Sohn zusammen.
Peter und Patrick haben noch etwas gemeinsam: Sie sind nicht so leicht in eine bestimmte Schublade zu stecken. Laut einer amerikanischen Studie kann daraus für Bisexuelle ein besonderes psychisches Leid erwachsen. Die Tatsache, dass sie sowohl von Hetero- als auch Homosexuellen diskriminiert, ausgeschlossen oder nicht ernst genommen werden, führe zu einem höheren Risiko, psychisch zu erkranken.
Depressionen, Angstzustände und auch Suizid können die Folge sein. Mehr zur Sexualität: Mann? Ein Katalysator für den schlechten mentalen Zustand von Bisexuellen ist, so die Forscher, ein ganz bestimmtes Gefühl: Einsamkeit. Und um sich einsam zu fühlen, reicht schon der Eindruck, nicht ernst genommen oder permanent missverstanden zu werden.
Dabei sammeln immer mehr junge Menschen sowohl homo- als auch heterosexuelle Erfahrungen und verwischen so die Grenzen zwischen den sexuellen Orientierungen. Allerdings variiert, wie stark die Bisexualität ausgeprägt ist. Basis der Befragung bildete die Kinsey-Skala.
Sie ist der Versuch des Sexualforschers Alfred Charles Kinsey gewesen, die Komplexität der sexuellen Orientierung eines Menschen auf einen einzelnen Zahlenwert herunter zu brechen. Oder eben einer gleichwertigen Präferenz für die Geschlechter. Pia ist verheiratet - mit einem Mann.
Das Paar lebt monogam und allein diese Tatsache reicht manchen, Pia die Bisexualität gleich ganz abzusprechen. Laut einer Umfrage des Instituts für Diversity- und Antidiskriminierungsforschung IDA haben fast 30 Prozent der Bisexuellen in Deutschland schon mal gehört, dass sie doch wahrscheinlich mit jedem ins Bett gingen siehe Grafik.
Die Jährige Marie zum Bespiel wusste bereits zur Schulzeiten, dass sie auf kein Geschlecht festgelegt ist. Einige Männer in Maries Umfeld hätten ihre Bisexualität so gedeutet, dass sie generell sexuell viel offener sei und jederzeit alles mit jedem tun würde.
Es kam zu sexuellen Übergriffen. Bisexuelle sind mit einer weiteren Herausforderung konfrontiert - zumindest potentiell: Eine monogame Beziehung bedeutet Verzicht.