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In Beirut wagen Schwule und Lesben den Schritt hinaus. Neben offen deklarierten Szenetreffs arbeitet hier auch die erste offiziell anerkannte Menschenrechtsorganisation für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender-Personen in der arabischen Welt. Thomas Schmidinger ist Lehrbeauftrager am Institut für Politikwissenschaft in Wien und Obmann der im Irak tätigen Hilfsorganisation Wadi.
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Voriger Artikel. In einer dunklen Bar sitzen einige Männer zusammen und trinken Bier. Im Hintergrund läuft gerade Nancy Ajram mit ihrem gut tanzbaren libanesischen Pop. Auf dem Bildschirm sind jedoch nicht ihre Videos zu sehen, in denen die Künstlerin ihre sexy Hüftschwünge zeigt, sondern einige Wölfe, die durch eine Winterlandschaft streunen.
Die Wolfbar in der Rue Makhoul im Westbeiruter Stadtteil Hamra ist eine ungewöhnliche Bar. Allerdings nicht, weil sie in Beirut liegt und gutes Bier zu Tanzmusik anbietet — davon gibt es in der Stadt jede Menge. Eine offen schwule Bar ist jedoch erst seit einigen Jahren möglich.
Nirgends in der arabischen Welt gibt es so offen deklarierte Gay-Lokale wie hier in Beirut. Dabei ist die Wolfbar bei weitem nicht der einzige Treffpunkt für die libanesische Schwulen- und teilweise auch Lesbenszene. Dass die öffentlichen Lokale jedoch vor allem von Schwulen und weniger von Lesben besucht werden, ist kein auf den Libanon beschränktes Phänomen.
Lesben sind eben auch Frauen, und je patriarchaler eine Gesellschaft, desto stärker wird auch die LGBT-Szene in der Praxis von Männern dominiert. So sind auch die bekannten Gesichter der ersten und einzigen legal arbeitenden LGBT-Rechtsorganisation der gesamten arabischen Welt Männer.
Im Büro der seit offiziell registrierten Organisation erzählt er von den Schwierigkeiten, eine solche Vereinigung im Libanon registrieren zu lassen. Eigentlich hatte sich seine Gruppe schon zusammengefunden. Bis die Regierung auch eine Registrierung als Nichtregierungsorganisation NGO ermöglichte, dauerte es vier Jahre.
Die im Libanon notwendige Registrierungsnummer hat Helem bis heute nicht erhalten. Auch Helem selbst bekommt immer wieder Drohungen von Politikern, einzelnen Polizisten oder auch aus anderen arabischen Ländern, die eine offen arbeitende arabische LGBT-Organisation als Affront wahrnehmen.
Einige arabische Staaten haben sogar die Website der Organisation blockiert. In Dubai oder Saudi-Arabien erhält man unter www. Trotzdem bekommt Helem auch aus anderen arabischen Staaten immer wieder positive Rückmeldungen von dortigen Lesben und Schwulen, die es jedoch nicht wagen, unter den wesentlich autoritäreren Voraussetzungen in Ägypten oder gar in den Golfstaaten ähnliche Zusammenschlüsse zu gründen.
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Hier in Libanon sei bis jetzt aber noch nie etwas ernsthaft Gefährdendes geschehen, erklärt George Azzi im Garten des Helem-Büros. Ob diese Drohungen von islamistischen Gruppen wie der Hizb Allah stammen? Wir haben bisher nur in Beirut gearbeitet, und solange wir nicht in den südlibanesischen Hizb Allah-Gebieten oder den Hizb Allah-Stadtvierteln von Beirut tätig werden, kommen wir denen eigentlich nicht in die Quere.
Homophobie gäbe es hier quer durch alle gesellschaftlichen Schichten und religiösen Gruppen, erläutert er. So ist Helem im konfessionell zerrissenen Libanon eine jener NGOs, in der sich SchiitInnen, SunnitInnen, IsmaelitInnen, AlawitInnen, DrusInnen und Angehörige der verschiedenen christlichen Konfessionen treffen.
Allerdings würden sich die Frauen noch nicht an die Öffentlichkeit wagen.