Schwuler bauernhof münchen

schwuler bauernhof münchen

Doch auf dem Land wird Schwulsein noch immer nicht akzeptiert. Ein Besuch bei einem homosexuellen Landwirt in Bayern. Inga Rahmsdorf. Die Nachricht verbreitete sich schnell von Haus zu Haus und von Dorf zu Dorf. Der Bauer lebt in der nordbayerischen Provinz, zehn Kilometer von der Kleinstadt Dinkelsbühl entfernt.

Der Jährige ist hier geboren und aufgewachsen, er hat den Hof noch nie länger als für eine Woche verlassen. Im Fernsehen wird der Alltag geprobt: In der RTL-Fernsehsendung "Bauer sucht Frau" wird am Pfingstmontag erstmals auch ein Bauer seinen Traummann suchen. Als sei Schwulsein auch auf dem Land das Normalste von der Welt.

Schwuler bauernhof: urlaub auf dem land, anders erleben – eine idee für münchen?

In dunkelgrünem Overall und blassgrünen Gummistiefeln treibt Rathgeber seine Kühe in den Melkraum. Ein Geruch aus Milchsäure und Kuhmist liegt in der warmen Luft. Rathgeber ist von schmaler Statur, und wenn er lacht, kneift er seine blauen Augen etwas schüchtern hinter der Brille zusammen.

Er tippt die Nummer einer Kuh in einen Computer, säubert mit schnellen, aber ruhigen Bewegungen die Zitzen, stülpt die Melkbecher darüber und wendet sich der nächsten Kuh zu. Die Bäuerin nimmt einen Eimer frischer Milch und trägt ihn hinaus zu den Kälbern, die unter dem Vordach des Stalls stehen.

Ihr ältester Sohn verteilt Heu in den Boxen. Der Stall mit den 80 Kühen ist der Mittelpunkt des Hofes, den Rathgeber gemeinsam mit seiner Frau und dem ältesten Sohn betreibt. Sie teilen sich die Arbeit, dafür bedarf es keiner Worte, die drei sind ein eingespieltes Team. Rechts und links vom Kuhstall stehen zwei Wohnhäuser.

In dem kleineren Haus lebt Rudolf Rathgeber allein, nur an den Wochenenden kommt sein Freund. Gegenüber in dem alten Bauernhaus wohnen seine Frau und sein Sohn. Wenn der Bauer in fränkischem Dialekt von sich erzählt, dann unterteilt er die vergangenen 53 Jahre in ein erstes und ein zweites Leben.

Hier auf dem Hof sind die beiden Leben nur wenige Meter voneinander entfernt. Homosexualität ist in Deutschland heute kein Tabuthema mehr. Bunte Federboas und schrille Lederoutfits erzeugen schon lange keinen Aufschrei der Empörung mehr. Rathgebers erstes Leben verlief in einer vorgezeichneten Spur.

Seit seiner Geburt stand fest, dass er Bauer werden würde. Als ältester Sohn war es seine Aufgabe, den Hof von seinem Vater zu übernehmen. Das hatte nie zur Diskussion gestanden und er hat es nie hinterfragt. Es war selbstverständlich, die Familientradition weist den Weg und sie duldet keine Fragen.

Ebenso selbstverständlich gehört zu einem Bauernhof eine Frau, die einen unterstützt und Kinder, für die es sich lohnt, in den Ausbau des Stalls zu investieren und sieben Mal in der Woche früh aufzustehen, um die Kühe zu melken. Kinder, die einmal die Tradition fortsetzen werden.

Wer Bauer ist, ist es rund um die Uhr. Inge Rathgeber hat in den vergangenen Wochen oft nachts im Stall gestanden, als die Kälber zur Welt kamen.